Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung 20200

Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung 2020

ÖSTERREICH

1. Schlüsselindikatoren

Abbildung 1 – Überblick über Schlüsselindikatoren

Ӧsterreich EU-27
2009 2019 2009 2019
Allgemeine und Berufliche Bildung 2020 Schlüsselindikatoren
Frühe Schul- und Ausbildungsabgänger (18-24 Jahre) 8.8% 7.8% 14.0% 10.2%
Abschluss im Tertiӓrbereich (30-34 Jahre) 23.4% 42.4% 31.1% 40.3%
Frühkindliche Bildung
(ab 4 Jahren bis zum Anfangsalter der Schulpflicht)
91.3% 96.0%18 90.3% 94.8%18
Anteil der Fünfzehnjährigen mit schwachen Leistungen in: Lesen 27.6% 23.6%18 19.3% 22.5%18
Mathematik 23.3% 21.1%18 22.2% 22.9%18
Naturwissenschaften 20.9% 21.9%18 17.8% 22.3%18
Beschäftigungsquote von Absolventen nach Bildungsgrad (20-34 Jahre, Ausscheiden aus dem Bildungssystem 1-3 Jahre vor dem Referenzjahr) ISCED 3-8 (insgesamt) 87.9% 89.0% 78.0% 80.9%
Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen (25-64 Jahre) ISCED 0-8 (insgesamt) 13.9% 14.7% 7.9% 10.8%b
Lernmobilität Mobile Hochschulabsolventen aus dem Ausland (ISCED 5-8) : 5.8%18 : 4.3%18
Hochschulabsolventen mit studienbezogener Mobilität (ISCED 5-8) : 9.1%18 : 9.1%18
Andere Kontextindikatoren
Investitionen in Bildung Ӧffentliche Ausgaben für Bildung als Prozentsatz des BIP 5.1% 4.8% 18 5.1% 4.6%18
Ausgaben für öffentliche und private Einrichtungen pro Lernendem in € KKS ISCED 1-2 €8 99012 €10 27817 €6 072d, 12 €6 240d, 16
ISCED 3-4 €10 40512 €11 07017 :12 €7 757d, 16
ISCED 5-8 €12 44812 €13 29317 €9 679d, 12 €9 977d, 16
Frühe Schul- und Ausbildungsabgänger (18-24 Jahre) Im Inland geboren 6.4% 5.7% 12.6% 8.9%
Im Ausland geboren 22.0% 19.2% 29.3% 22.2%
Abschluss im Tertiӓrbereich (30-34 Jahre) Im Inland geboren 23.2% 43.5% 32.0% 41.3%
Im Ausland geboren 24.1% 40.0% 25.1% 35.3%
Beschäftigungsquote von Absolventen nach Bildungsgrad (20-34 Jahre, Ausscheiden aus dem Bildungssystem 1-3 Jahre vor dem Referenzjahr) ISCED 3-4 87.1% 86.3% 72.2% 75.9%
ISCED 5-8 90.1% 91.4% 83.7% 85.0%

Quellen: Eurostat; OECD (PISA); Die Zahlen zur Lernmobilität werden von der GD EAC auf der Grundlage von UOE-Daten für 2018 berechnet. Weiterführende Informationen können Anhang I und Band I (ec.europa.eu/education/monitor) entnommen werden. Anmerkungen: Im EU-Durchschnitt 2018 für PISA-Leseleistungen ist ES nicht enthalten; b= Zeitreihenbruch; d = abweichende Definition; : = nicht verfügbar; 12 = 2012; 16 = 2016; 17 = 2017; 18 = 2018.

Abbildung 2: Position im Vergleich zur stärksten und schwächsten Leistung

Quelle: GD EAC auf der Grundlage von Daten von Eurostat (AKE 2019, UOE 2018) und OECD (PISA 2018).

2. Wichtigste Feststellungen

  • Österreich überprüft derzeit seine Bildungspolitik und befasst sich dabei auch mit früheren Reformen.
  • Schulen und Hochschuleinrichtungen haben die COVID-19-Krise erfolgreich bewältigt, müssen jedoch verhindern, dass sich das Bildungsgefälle zwischen Lernenden aus wohlhabenderen Verhältnissen und Lernenden aus benachteiligten Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund verstärkt.
  • Die Verbesserung der digitalen Kompetenzen auf allen Bildungsebenen und die Stärkung der Kapazitäten für blended learning haben seit der COVID-19-Krise für Regierung und Interessenträger oberste Priorität.
  • Die Teilnahme an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung hat zugenommen, jedoch muss die Qualität der Angebote stärker in den Mittelpunkt gerückt werden.

3. Digitale Bildung im Fokus

Nicht alle österreichischen Lernenden verfügen über Geräte der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) (Laptops oder Tablet-Computer), und der Zugang zu Geräten in der Schule ist je nach Schultyp verschieden. Im Jahr 2018 waren die österreichischen Sekundarschulen sowohl auf der ISCED-Stufe 2 als auch auf der ISCED-Stufe 3 digital besser ausgestattet und vernetzt als der EU-Durchschnitt. Auf der ISCED-Stufe 2 waren 72 % der Schulen digital gut ausgestattet und vernetzt (EU-Durchschnitt: 52 %) und auf der ISCED-Stufe 3 waren 86 % der Schulen digital gut ausgestattet und vernetzt (EU-Durchschnitt: 72 %). Allerdings sind weniger Primarschulen ähnlich gut ausgestattet: nur 11 % der Primarschulen sind gut ausgestattet und vernetzt (EU-Durchschnitt: 35 %) (Europäische Kommission 2019a). Der Anteil der Schulen, die IKT-Unterricht mit schülereigenen Geräten anbieten, beträgt in der nicht allgemeinbildenden Sekundarstufe I 5,9 %, in der allgemeinbildenden Sekundarstufe I 6,4 % und in der Sekundarstufe allgemein 14,6 %. In zwei Dritteln der Sekundarschulklassen wird im Unterricht dank schülereigenen Geräten mit IKT gearbeitet (Masterplan für die Digitalisierung im Bildungswesen). Je nach Schultyp verfügt etwa die Hälfte der Sekundarschulen in allen Unterrichtsräumen über einen WLAN-Zugang, jedoch nur etwa ein Drittel über einen Hochgeschwindigkeitszugang von mehr als 100 Mbit/s.

Der Umfang des E-Learning ist je nach Bildungsniveau und Schultyp sehr unterschiedlich. Die Nutzung von Computern in Schulen nimmt mit dem Bildungsniveau zu: 43 % der Schüler/innen der ISCED-Stufe 2 nutzen ihren Computer in der Schule mindestens einmal pro Woche für Lernzwecke (EU-Durchschnitt: 37 %) gegenüber 65 % der Schüler/innen der ISCED-Stufe 3 (EU-Durchschnitt: 56 %). Im Jahr 2016 betrieben 90 % der Bundesschulen (hauptsächlich Schulen der Sekundarstufe II) E-Learning, gegenüber 42 % der Pflichtschulen der Sekundarstufe I und nur 25 % der Volksschulen (Breit, 2018). In der Sekundarstufe fehlen je nach Schultyp bei etwa einem Drittel bis der Hälfte der Schulen pädagogische Konzepte für den Einsatz von IKT im Unterricht (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (2020b)). Österreichische Lehrkräfte vertrauen im Allgemeinen weniger auf ihre digitalen Kompetenzen als ihre Kollegen in der EU, insbesondere auf den ISCED-Stufen 1 und 3. Auf der ISCED-Stufe 2 ist ihr Vertrauen jedoch höher als im EU-Durchschnitt. In dieser Selbsteinschätzung des Vertrauens kommt möglicherweise der Umfang der beruflichen Ausbildung der Lehrkräfte zum Ausdruck – der ISCED-Stufe 3 nur bei der Hälfte des EU-Durchschnitts liegt. Dennoch bekunden die österreichischen Lehrkräfte keinen starken Wunsch nach mehr Ausbildung. Während 72 % der Eltern von Primarschüler/innen großes Vertrauen darin haben, dass ihren Kindern eine sichere und verantwortungsvolle Nutzung des Internets vermittelt wird (6 % über dem EU-Durchschnitt), sinkt dieser Anteil in der Sekundarstufe I auf 47 % und liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 67 % (Europäische Kommission 2019a). Das Selbstvertrauen der 16- bis 19-Jährigen in ihre IKT-Kompetenzen hat zugenommen: 76 % sind der Ansicht, dass sie über mehr als nur die Grundfertigkeiten verfügen, was einem Anstieg gegenüber dem im Zeitraum 2015–2019 verzeichneten Durchschnitt von 61 % entspricht. Dieser Wert liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt von 54 % und nähert sich in dem Niveau der am weitesten fortgeschrittenen Länder an (Eurostat, [isoc_sk_dskl_i]).

Nach jahrelangen Bottom-up-Aktivitäten hat Österreich die Digitalisierung in der Bildung zunehmend in seinen strategischen Rahmen integriert. Von 2000 an wurden unterschiedliche Aspekte des digitalen Lernens durch verschiedene Initiativen in Schulen („Initiative eFit Austria“, „Schule 4.0“) gefördert. 2018 begann Österreich, einen Masterplan für die Digitalisierung der Bildung zu erarbeiten. Im Nationalen Bildungsbericht 2018 wurde: i) eine bessere Konsolidierung der bestehenden Aktivitäten gefordert, i) eine größere Kohärenz gefordert (z. B. zwischen den Lehrplänen auf allen Ebenen), iii) eine Liste digitaler Kompetenzen erstellt (digi.komp8) und iv) mehr Kohärenz bei der Medienerziehung gefordert (Breit, 2018). Im Juni 2020 verabschiedete Österreich einen „8-Punkte-Plan für den digitalen Unterricht“, in den 200 Mio. EUR investiert wurden.

Abbildung 3: Prozentualer Anteil der Lehrkräfte, die nach eigenen Angaben ihren Schüler/innen „häufig“ oder „immer“ den Einsatz von IKT für Projekte oder die Arbeit im Unterricht gestatten, 2018

Quelle: Datenbank der OECD, TALIS 2018, teilnehmende EU-Länder.

Kasten 1: 8-Punkte-Plan für den digitalen Unterricht

Ab 2020/2021 dürfte ein zentrales Portal, das „Portal Digitale Schule“, die wichtigste Plattform für Anwendungen und Kommunikation zwischen Schüler/innen, Lehrkräften und Eltern werden. Während der Schulschließungen wegen der COVID-19-Pandemie traten die Unterschiede bei den IKT-Kompetenzen der Lehrkräfte deutlicher zutage. Mit dem 8-Punkte-Plan sollen alle Lehrkräfte auf blended learning und Fernunterricht vorbereitet werden. Dazu gehört auch eine intensivere berufliche Weiterbildung bereits im Sommer 2020. Eduthek, die von der österreichischen Regierung betriebene Online-Bildungsplattform, bot während der Krise Zugang zu Lern- und Unterrichtsmaterial. Nun soll ihr Inhalt stärker mit den Lehrplänen abgeglichen werden. Im Schuljahr 2021/2022 ist ein Beschaffungsprogramm vorgesehen, das die IT-Infrastruktur beginnend mit den Schulstufen 5 und 6 (10- und 11-Jährige) verbessern wird, damit alle Schüler/innen Zugang zu Geräten haben.

Als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie wurde der Unterricht aller Schulen in Österreich erfolgreich auf Fernunterricht umgestellt. Schüler/innen, die ab Mitte März zu Hause geblieben waren, kehrten bis zum 3. Juni sämtlich in die Schulen zurück. Am Ende des Schuljahres wurden die Schüler/innen zum Zweck des integrierten Lernens in Gruppen aufgeteilt, und der Unterricht wurde so organisiert, dass sie im Rotationsverfahren in die Schulen kamen. Dadurch konnte ein gemischtes Lernen vor Ort und im Fernunterricht stattfinden. Der Erfolg der Umstellung der Schulen auf Fernunterricht hing von folgenden Faktoren ab: i) bisherige IKT-Erfahrung/-Strategien bei Lehrkräften und Schüler/innen und ii) verfügbare Ausrüstung und Software sowohl zu Hause als auch in den Schulen. Rund 66 % der Lehrkräfte und Schüler/innen gaben an, sie fühlten sich durch den Prozess belastet1 oder stark belastet. Am Ende des Lockdowns erklärten 75 % der Lehrkräfte an, dass sie recht gut zurechtgekommen seien, und 80 % gaben an, dass sie über alle erforderlichen Geräte verfügten. Die Lehrkräfte sahen es als schwierig an, den Arbeitsaufwand für die Schüler/innen anzupassen, und die Schüler/innen empfanden das Lernen zu Hause generell stärker als Belastung. Der wichtigste Ansatz bestand darin, den bereits behandelten Lernstoff zu vertiefen, anstatt neuen Stoff zu vermitteln.

Mit sozialer Benachteiligung verbundene Ungleichheiten könnten sich weiter verstärken. Besorgniserregend war die mögliche Vertiefung der Bildungskluft für Schüler/innen aus sozial benachteiligten Verhältnissen und/oder mit Migrationshintergrund. Der Erfolg des Heimunterrichts hing von der Fähigkeit der Schüler/innen, sich zu organisieren, ihren Lernbedingungen und der ihnen gewährten Unterstützung ab. All diese Umstände waren für Schüler/innen aus sozial benachteiligten Verhältnissen im Allgemeinen weniger günstig. Die Lehrkräfte konnten etwa 10 % ihrer Schüler/innen nicht erreichen, 16 % der Schüler/innen besaßen kein digitales Gerät, und 21 % gaben an, dass sie keine Unterstützung von ihren Eltern erhielten. Die Zahl der Schüler/innen, bei denen die Gefahr besteht, dass sie in ihrer Schulbildung zurückbleiben, wird auf mindestens 45 000 geschätzt.2 Das Bildungsministerium hat eine umfassende Online-Plattform, das Distance Learning Serviceportal, eingerichtet, um Lehrkräfte, Eltern und Schüler/innen zu unterstützen. Tausende von für den Heimunterricht benötigten Computern wurden für Schüler/innen bestellt, wenn auch einige Zeit nach Beginn der Ausgangsbeschränkungen. Dank einer zweiwöchigen freiwilligen Sommerschule für 23 000 Schüler/innen, die zwei Wochen vor der Wiederaufnahme des Schulbetriebs stattfand, konnten schwächere Schüler/innen aufholen, vor allem im Fach Deutsch. Die Schulabschlussprüfungen3 wurden wie unter normalen Bedingungen durchgeführt, jedoch zu einem etwas späteren Zeitpunkt und mit einigen Anpassungen. Gemäß der länderspezifischen Empfehlung für das Jahr 2020 sollte Österreich Maßnahmen ergreifen, mit denen das Land einen „gleichberechtigten Zugang zu Bildung und vermehrtem digitalen Lernen sicherstellt“.

4. Investitionen in die allgemeine und berufliche Bildung

Die staatlichen Gesamtausgaben für Bildung als Anteil des BIP blieben 2018 stabil (4,8 %) und entsprachen in etwa dem EU-Durchschnitt (4,6 %). Der Anteil der Bildungsausgaben an den Staatsausgaben betrug 9,8 % und blieb damit seit 2017 unverändert. Die tatsächlichen Ausgaben sind auf allen Bildungsebenen leicht gestiegen. Die Vergütung der Lehrkräfte ist nach wie vor die größte Ausgabenkategorie (64 % der gesamten Bildungsausgaben) und liegt in etwa im EU-Durchschnitt. Die Verteilung der Ausgaben nach Bildungsniveau – 30 % im Vorschulbereich/Primarbereich, 43 % im Sekundarbereich und 15 % im Hochschulbereich – weicht allerdings vom EU-Durchschnitt ab: für die Vorschule/Primarstufe ist der Anteil etwas höher, für die Sekundarstufe etwas geringer.

Österreich hat sich generell bemüht, Bildungsreformen durchzuführen, ohne mehr Geld oder mehr Personal einzusetzen. Dies war jedoch bereits vor der COVID-19-Krise zunehmend schwierig angesichts der zahlreichen in der Regierungsvereinbarung vorgeschlagenen Maßnahmen und des erwarteten Anstiegs der Schülerzahlen. Im Bereich der Elementarbildung ist eine neue Vereinbarung gemäß der Verfassung mit den Ländern vorgesehen. In der obligatorischen Sekundarschule werden unter Umständen zusätzliche Mittel benötigt, um den Verpflichtungen in Bezug auf unterstützendes Personal, benachteiligte Schulen, Inklusion und Unterstützung im Sommer/an Feiertagen nachzukommen. Die angestrebte Abstimmung der Ressourcen auf den Bildungsbedarf ist Gegenstand des Pilotprojekts „Chancenindex“. Dieses Projekt wird derzeit in 100 Schulen im Pilotversuch durchgeführt und soll bis 2022 auf letztlich 500 Schulen ausgeweitet werden. Sobald das Pilotprojekt evaluiert wurde, könnten über „Chancenindex“ zusätzliche Mittel gezielt für die 60 000 am „stärksten benachteiligten“ Schüler/innen in 224 Schulen und weitere 170 000 benachteiligte Schüler/innen an 295 Schulen bereitgestellt werden (Radinger et al., 2018). Aufgrund der COVID-19-Krise wurden zusätzliche Investitionen in IKT getätigt. Die Höhe der Mittel für die Hochschulbildung dürfte bis zum Jahr 2027 unverändert bleiben.

5. Modernisierung der frühkindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung und der schulischen Bildung

Obwohl die Teilnahme an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung (FBBE) zunimmt, ist der Anteil von Kindern unter drei Jahren nach wie vor gering. Der Anteil der Kinder im Alter zwischen vier und sechs Jahren, dem Schulpflichtalter, die an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung (FBBE) teilnehmen, stieg im Jahr 2018 auf 96 % und war damit höher als 2008, als er 93 % betrug. Der Unterschied bei der Teilnahme an der FBBE zwischen den Bundesländern (d. h. zwischen dem Land mit der höchsten Teilnahme und dem Land mit der niedrigsten Teilnahme) verringerte sich von 10 Prozentpunkten im Jahr 2013 auf 6,2 Prozentpunkte im Jahr 2018. Der Anteil der unter Dreijährigen, die eine formale Betreuungseinrichtung besuchen, stieg von 4 % im Jahr 2005 auf 22,7 % im Jahr 2019. Dieser Wert ist nach wie vor deutlich niedriger als in vergleichbaren Ländern wie Dänemark (66,0 %) und Finnland (38,2 %) und auch deutlich unter dem Barcelona-Ziel von 33 %. Etwa zwei Drittel der unter Dreijährigen werden weniger als 29 Stunden pro Woche formal betreut.

Österreich hat Schritte unternommen, um die Qualität zu verbessern, doch muss möglicherweise mehr getan werden. Für die FBBE sind in Österreich in erster Linie die Länder zuständig. Der bundesländerübergreifende Bildungsrahmenplan 20094 legt grundlegende Anforderungen fest, lässt jedoch eine unterschiedliche Umsetzung in den Ländern zu (Breit, 2018). Die Einstiegsgehälter der Beschäftigten in der FBBE liegen knapp über dem OECD-Durchschnitt, allerdings unter denen vergleichbarer Länder wie den Niederlanden, Schweden oder Dänemark, und steigen nach 15 Jahren kaum an (OECD 2019c). Österreich ist nach wie vor eines von nur sechs EU-Ländern, die FBBE-Lehrkräfte unterhalb der Bachelor-Ebene ausbilden (Europäische Kommission 2019d). Außerdem gibt es auf Länderebene unterschiedliche Regelungen für die externe und interne Evaluierung (Europäische Kommission 2019d). Österreich bemüht sich derzeit um eine stärkere Straffung des Systems. In der aktuellen Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern für den Zeitraum 2018–2022 wurde festgelegt, dass die Länder:

  • die Zahl der verfügbaren Plätze erhöhen, insbesondere für unter Dreijährige
  • die sprachliche Förderung gewährleisten, insbesondere für 4- bis 6-Jährige, d. h. vor Beginn der Schulpflicht
  • die Qualifikationen des Personals weiter vereinheitlichen
  • die Vermittlung gemeinsamer Werte stärken
  • Kinder über fünf Jahren weiter zum beitragsfreien Besuch der FBBE verpflichten

Experten, die für den Nationalen Bildungsbericht Österreich 2018 konsultiert wurden, empfahlen außerdem:

  • zumindest 1 % des Bruttoinlandsprodukts für die FBBE aufzuwenden
  • die Forschung für eine evidenzbasierte Bildungspolitik im Bereich FBBE zu intensivieren
  • die Evaluierung/Überwachung auszuweiten und die Umstellung auf ein System zu vollziehen, in dem die Kernbelegschaft auf Bachelor-Niveau ausgebildet ist
  • den Austausch zwischen FBBE-Einrichtungen und Volksschulen zu fördern, um den Übergang zu erleichtern.

Kasten 2: Der Ausgleich sozioökonomischer Benachteiligungen durch FBBE hängt von deren Qualität ab.

Eine qualitativ hochwertige FBBE gilt in Forschung und Politik (OECD 2019c) als wichtige Maßnahme für den Ausgleich sozioökonomischer Benachteiligungen. Die Qualität der FBBE wird durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt. Die Teilnahme an der FBBE in Österreich hat eindeutig Einfluss auf die PISA-Ergebnisse im späteren Leben. Junge Menschen, die nicht an FBBE teilnahmen, schnitten in den PISA-Tests schlechter ab, wenn auch knapp über dem OECD-Durchschnitt (OECD 2019c). In Österreich wie anderswo nehmen Kinder aus besser gestellten Familien häufiger und intensiver als sozial benachteiligte Gleichaltrige an der FBBE teil (OECD 2019c). Im Nationalen Bildungsbericht Österreich 2018 wird unterstrichen, dass für den Ausgleich sozioökonomischer Benachteiligung eine FBBE von hoher Qualität erforderlich ist. Eine mittelmäßige Qualität in der FBBE ist nicht neutral und kann sogar negative Auswirkungen auf die Bildungsergebnisse von Kindern haben. In dem Bericht wird daher betont, dass Kinder aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen eine FBBE von besonders hoher Qualität erhalten müssen. Unterschiedliche Vorstellungen über Qualität in den Bundesländern können somit die Chancengleichheit beeinträchtigen. Österreich hat die Pflicht zur Teilnahme an der FBBE ab dem Alter von fünf Jahren eingeführt, damit Kinder aus sozial benachteiligten Familien gegenüber Kindern aus besser gestellten Familien aufholen können. Es ist jedoch nicht sicher, dass diese Pflicht Wirkung zeigt. Der Bildungsbericht konnte angesichts der derzeitigen Organisation der FBBE nicht zu dem Schluss gelangen, dass der Besuch einer Einrichtung der FBBE Kindern aus benachteiligten Familien oder mit Migrationshintergrund dabei hilft, den Vorsprung von Kindern aus besser gestellten Familien einzuholen.

Das Niveau der Grundkompetenzen liegt nahe am EU-Durchschnitt und hat sich im Laufe der Zeit kaum erhöht. Entsprechend dem PISA-Test der OECD aus dem Jahr 2018 liegt die durchschnittliche Leistung Österreichs beim Lesen (484; EU-Durchschnitt: 487), in den Naturwissenschaften (490; EU-Durchschnitt: 487) und in Mathematik (499; EU-Durchschnitt: 492) in etwa im Mittel der EU-27. Im Vergleich zum PISA-Test aus dem Jahr 2015 ist in keinem der Fächer ein positiver Trend zu verzeichnen. Der Anteil der Schüler/innen mit schlechten Leistungen liegt nach wie vor knapp über dem Durchschnitt der EU-27, was das Lesen betrifft (23,6 %; EU-Durchschnitt: 22,5 %), oder knapp darunter in den Naturwissenschaften (21,9 %; EU-Durchschnitt: 22,3 %) und in Mathematik (21,1 %; EU-Durchschnitt: 22,9 %). Auch hier gab es in den letzten Jahren keine nennenswerten Veränderungen. Ähnlich verhält es sich bei den überdurchschnittlichen Leistungen im Lesen (7,4 % der Schüler/innen erbringen herausragende Leistungen; EU-Durchschnitt: 8,5 %), in den Naturwissenschaften (6,3 % schneiden herausragend ab; EU-Durchschnitt: 6,3 %) und in Mathematik (12,6 % zählen zur Leistungsspitze; EU-Durchschnitt: 11%), wobei keine nennenswerten Veränderungen im Zeitverlauf zu beobachten sind.

Sozioökonomische Verhältnisse und/oder Migrationshintergrund sind nach wie vor wichtige Determinanten der Grundkompetenzen. Der Unterschied bei der Leseleistung zwischen Schüler/innen aus besser gestellten und sozial benachteiligten Familien beträgt 93 Punkte, und der sozioökonomische Hintergrund erklärt 13 % der Leistungsunterschiede beim Lesen. Dieses Leistungsgefälle entspricht in etwa dem Durchschnitt der EU-27.5 Der Anteil österreichischer Schüler/innen mit Migrationshintergrund ist weiter gestiegen und erreichte 2018 22,7 %. 76,3 % der Migranten und Migrantinnen der ersten Generation und 72,4 % der Migranten und Migrantinnen der zweiten Generation sprechen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Im letzteren Fall ist dieser Wert einer der höchsten in der EU. Wer zu Hause kein Deutsch spricht, schneidet beim Lesen im PISA-Test um 46 Punkte schlechter ab.6 Im Allgemeinen liegen im Ausland geborene Schüler/innen im Lesen 63 Punkte hinter den im Inland geborenen Schüler/innen, während Schüler/innen der zweiten Generation 54 Punkte hinter denen ohne Migrationshintergrund liegen. Unter Berücksichtigung des sozioökonomischen Status schrumpft der Unterschied auf noch immer signifikante 33 Punkte. In Mathematik schneiden Mädchen durchschnittlich 13 Punkte schlechter ab als Jungen, ein Unterschied gegenüber Jungen, der etwa doppelt so groß ist wie im EU-Durchschnitt, wo er nur 7 Punkte beträgt.

Abbildung 4 – Unterschiede bei den Leseleistungen zwischen Schüler/innen ohne Migrationshintergrund und Schüler/innen mit Migrationshintergrund, Angabe in Bewertungspunkten, 2018

Quelle: OECD 2019, PISA 2018, Bd. II.B1.9.3.

Das Wohlbefinden in der Schule ist im Laufe der Zeit stabil geblieben. Laut PISA 2018 hat nur etwa ein Viertel der Schüler/innen das Gefühl, nicht in die Schule zu gehören. Dieser Wert hat sich im Laufe der Zeit relativ wenig verändert. Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, ist in der PISA-Studie mit einem erheblichen Unterschied bei der Leseleistung vor (-31 Punkte) und nach (-18 Punkte) Berücksichtigung der sozioökonomischen Verhältnisse (im Vergleich zu einem EU-Durchschnitt von -16 bzw. -8) verbunden. Mobbing findet in Österreich nicht häufiger statt als in anderen Ländern.

Österreich muss den Lehrberuf attraktiver gestalten und seine Qualität stärker fördern. Da die Zahl der Schüler/innen weiter steigt und das Lehrpersonal stark altert (Europäische Kommission, 2019b), muss Österreich besser geeignete Kandidaten für die Lehrerausbildung gewinnen. Österreichische Lehrkräfte verdienen 87 % des Durchschnittseinkommens von Arbeitnehmern mit Hochschulabschluss in Österreich, während Schulleiter/innen 115 % verdienen. Damit liegen Lehrkräfte knapp unter dem Durchschnitt der EU-23, Schulleiter/innen hingegen deutlich darunter (-19 Prozentpunkte) (OECD 2019f). Die gesetzlich vorgeschriebenen Gehälter von Lehrkräften der Sekundarstufe I steigen nach 15 Jahren um 29 %, was nur 68 % der durchschnittlichen Gehaltssteigerung anderer Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss im Land entspricht. Dennoch sind österreichische Lehrkräfte mit ihrem Gehalt vergleichsweise zufrieden (69,9 % gegenüber durchschnittlich nur 35,3 % in der EU-22) (OECD 2019a).

Die Arbeitsbedingungen in österreichischen Schulen sind im Allgemeinen günstig, wenngleich die Lehrerausbildung schlechter bewertet wird. Nach den Daten der OECD-Studie Teaching and Learning International Survey (TALIS) aus dem Jahr 2018 sind die Betreuungsverhältnisse an österreichischen Schulen der Sekundarstufe I günstig (7,4 Schüler/innen je Betreuungsperson) und haben sich seit dem Jahr 2008 verbessert, als auf eine Betreuungsperson 8,7 Schüler/innen kamen (OECD 2019). Auch bei der Klassengröße ist das Verhältnis günstig (20,6 Schüler/innen je Lehrkraft, gegenüber 30,1 Schüler/innen je Lehrkraft im Jahr 2008). Die Lehrerausbildung muss jedoch verbessert werden: Nur 65,3 % der österreichischen Lehrkräfte der Sekundarstufe I fühlen sich gut auf das Unterrichten vorbereitet und liegen damit 16,3 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt der EU-23. Besonders schlecht schneiden diese Lehrkräfte in den Bereichen IKT, Unterricht in einem multikulturellen oder heterogenen Umfeld sowie beim Verhaltensmanagement und der Unterrichtsführung ab (OECD 2019). Im österreichischen Bildungsbericht wird festgestellt, dass in der Erstausbildung der Lehrkräfte dem Zusammenhang zwischen Spracherwerb und Interkulturalität/Interreligiosität nicht genügend Beachtung geschenkt wird (Breit, 2018). Die österreichischen Lehrkräfte sind mit ihrer Berufswahl im Allgemeinen zufrieden. 85,1 % geben an, zufrieden zu sein, was 14,2 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der EU-23 liegt. Allerdings sind nur 16,1 % der Lehrkräfte der Meinung, dass ihr Beruf von der Gesellschaft geschätzt wird. Die Regierung hat sich verpflichtet, i) die kürzlich umgesetzte Reform der Lehrerausbildung zu evaluieren ii) die berufliche Entwicklung zu fördern und iii) die Möglichkeiten für die Aufnahme des Lehrberufs ohne Erstausbildung als Lehrkraft zu verbessern (Republik Österreich, 2019).

Österreich reformiert das Bildungsmanagement, um den Schulen mehr Eigenständigkeit einzuräumen. Derzeit verfügen die Schulen über ein hohes Maß an Autonomie bei der Auswahl von Lernmaterialien und bei Maßnahmen zur Durchsetzung von Disziplin. Weniger eigenständig sind sie in Fragen des Budgets, der Bewertung, der Aufnahme in die Schule und des Lehrplans. Über die Einstellung und Entlassung von Lehrkräften und die Vergütung können die Schulen kaum oder überhaupt nicht selbst entscheiden (OECD 2019a). Dem Bildungsbericht zufolge strebt Österreich eine größere Autonomie der Schulen an, um ihnen die Möglichkeit einzuräumen, Schulcluster zu bilden und vor allem neue hybride Systeme der Schulleitung zu schaffen, die Länder- und Bundesaufgaben in neu gebildeten Bildungddirektionen zu kombinieren (Breit, 2018).

6. Modernisierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Die berufliche Aus- und Weiterbildung stellt für österreichische Schüler/innen und Studierende weiterhin eine attraktive Option dar, da sie den Absolvent/innen ausgezeichnete Beschäftigungschancen eröffnet. The Der Anteil der Lernenden der Sekundarstufe II, die einen berufsorientierten Bildungsgang absolvieren, ist mit 68,4 % im Jahr 2018 (gegenüber 70,2 % im Jahr 2013) recht stabil geblieben und liegt nach wie vor deutlich über dem EU-27-Durchschnitt von 48,4 % (UOE, 2018). Die Beschäftigungsquote neuer Absolventen der beruflichen Aus- und Weiterbildung war im Jahr 2019 mit 88 % nach wie vor hoch (EU-Durchschnitt: 79,1 %) (AKE, 2019) und vergleichbar mit der von Hochschulabsolventen.

Derzeit werden Anstrengungen unternommen, die Attraktivität der schulischen Berufsbildung weiter zu steigern und regionale Ungleichgewichte zu beseitigen. Eine neu eingeführte Lernphase im letzten Ausbildungsjahr findet in der Regel über einen Zeitraum von 10 bis 12 Wochen in einem Unternehmen statt. Der neue Lehrplan gilt für die meisten schulischen Programme der mittleren Berufsbildung mit Schwerpunkt Technik, Handwerk oder Kunst. Das „Projekt zur überregionalen Lehrstellenvermittlung“ wurde im Jahr 2019 nach einer mehrjährigen Pilotphase landesweit umgesetzt. Es setzt am Missverhältnis zwischen offenen Lehrstellen und arbeitslosen jungen Menschen an und steht allen jungen Menschen offen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Flüchtlingen liegt.

Das Ministerium für Bildung und Bildungsträger haben neue Fünfjahres- und Dreijahresprogramme aufgelegt, um Pflegeberufe attraktiver zu machen. Ab dem Schuljahr 2020/2021 werden diese Programme nach Abschluss der Pflichtschulzeit im Alter von 15 Jahren unmittelbar zugänglich sein und eine obligatorische arbeitsplatzbasierte Lernkomponente umfassen. Absolventen des Fünfjahresprogramms können ein Hochschulstudium aufnehmen.

Derzeit wird die Ausbildungsschiene „Duale Akademie“7 entwickelt, mit dem die derzeit wenig attraktive Lehrlingsausbildung für Absolventen der Sekundarstufe II aufgewertet wird. Nach einem Pilotprojekt in Oberösterreich in den Jahren 2018/2019 wird dieses Programm nun auch in anderen Bundesländern angeboten. Anreize sind beispielsweise: i) die kürzere Ausbildungsdauer für Inhaber von Immatrikulationsbescheinigungen (in der Regel zwischen 1,5 und 2,5 Jahren anstelle der eher üblichen 3-4 Jahre) ii) Zusammenarbeit mit zusätzlichen Ausbildungspartnern wie Fachhochschulen iii) zusätzliche Ausbildungsinhalte für zukunftsorientierte Kompetenzen, darunter Auslandsaufenthalte und iv) ein attraktives Einstiegsgehalt ab dem ersten Ausbildungstag.

Am 1. Mai 2020 trat eine Änderung des Berufsausbildungsgesetzes8 in Kraft, die eine Teilzeitausbildung unter bestimmten Umständen, etwa bei der Betreuung eines Kindes oder bei Vorliegen gesundheitlicher Gründe, zulässt. Dank dieser Änderung können sich Unternehmen und Auszubildende, auf eine Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit um bis auf die Hälfte der Normalarbeitszeit einigen. Entsprechend kann die Lehrzeit um bis zu zwei Jahre verlängert werden.

Im Gegensatz zur akademischen Hochschulbildung mit ihrer europaweit einheitlichen Struktur der Abschlüsse (Bachelor-Master-PhD) ist die höhere Berufsbildung durch eine ausgeprägte Heterogenität gekennzeichnet. Es gibt viele verschiedene Anbieter und Qualifikationen, wodurch die Transparenz dieser Qualifikationen, ihr Verständnis und das Vertrauen darin beeinträchtigt werden. Gleichzeitig sind die mit diesen Qualifikationen verbundenen Kompetenzen für die Wirtschaft von großer Bedeutung. Es ist unerlässlich, die höhere Berufsbildung für Unternehmen verständlicher, bekannter und attraktiver zu gestalten. Zu diesem Zweck hat das österreichische Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft ibw im Auftrag des Bildungsministeriums einen Sachverständigenbericht9 vorgelegt, um weitere Diskussionen und Entscheidungen anzuregen.

7. Modernisierung der Hochschulbildung

Der Anteil der tertiären Bildungsabschlüsse bleibt stabil. Die Quote der tertiären Bildungsabschlüsse (30- bis 34-Jährige) lag im Jahr 2019 bei 42,4% und damit knapp über dem EU-Durchschnitt. Die Beschäftigungsquote neuer Hochschulabsolventen lag mit 89 % acht Prozentpunkte über dem EU-Durchschnitt. Absolventen mit einem tertiären Bildungsabschluss erzielen außerdem einen erheblichen Gehaltsvorsprung gegenüber Personen mit einem Abschluss der Sekundarstufe II (die Einkommen liegen um bis zu 46 %, bei Promovierten um bis zu 74 % höher) (OECD, 2018a). Der Anteil der tertiären Bildungsabschlüsse ist in Wien mit 50,6 % am höchsten und in Vorarlberg mit 19,9 % am niedrigsten. Im Inland geborene Personen erreichen mit höherer Wahrscheinlichkeit einen tertiären Bildungsabschluss als im Ausland geborene Personen (43,5 % gegenüber 34,9 % im Jahr 2019). Die Höhe der Hochschulfinanzierung ist bis zum Jahr 2027 garantiert, und der gesteuerte Hochschulzugang wird weiter verbessert. In einem neuen mittel- bis langfristigen Plan für die Hochschulbildung dürften die Rollen und Aufgaben bestimmter Sektoren sowie deren künftige Entwicklung genauer dargelegt werden. Darüber hinaus wird mittlerweile die Frage geprüft, wie die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte des akademischen Mittelbaus verbessert werden können. Bereits vor der COVID-19-Pandemie wurde die Digitalisierung der Hochschulbildung stärker in den Vordergrund gerückt.

8. Förderung der Erwachsenenbildung

Das Regierungsprogramm für Erwachsenenbildung beinhaltet zahlreiche Projekte zur Förderung des lebenslangen Lernens.10 Vorgesehen sind unter anderem: i) eine Neufassung der gesetzlichen Grundlage der Erwachsenenbildung ii) eine Verbesserung der strategischen Ausrichtung und Steuerung der Erwachsenenbildung und iii) eine Weiterentwicklung der dreijährigen Leistungsvereinbarungen mit den Bundesverbänden für gemeinnützige Erwachsenenbildung. Die Strategie für lebenslanges Lernen11 soll weiterentwickelt werden. Weitere Vorschläge betreffen: i) die Finanzierung der beruflichen Weiterbildung über Bildungskonten für besondere Qualifizierungsmaßnahmen, ii) die Stärkung der Financial Literacy und die Förderung von Entrepreneurship Education, und iii) die Förderung und Stärkung der Wissensvermittlung über Demokratie/Staatsbürgerschaftskurse. Ferner wird eine Gesamtstrategie für die Weiterbildung von Arbeitnehmern erarbeitet.

Österreich führt weiter seine Initiative Erwachsenenbildung durch. Sie soll sozioökonomisch benachteiligten Personen besseren Zugang zur Erwachsenenbildung bieten und ihr Bildungsniveau erhöhen. Die Initiative ermöglicht es Erwachsenen, denen Grundkompetenzen fehlen oder die nie einen Hauptschulabschluss erworben haben, ihre Ausbildung kostenfrei fortzusetzen und abzuschließen.

Die österreichische Digitalisierungsstrategie umfasst auch Initiativen, mit denen der Erwerb digitaler Kompetenzen bei Erwachsenen gefördert wird. Mit der Initiative „Fit4internet“12 wird allen österreichischen Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, ihre digitalen Kompetenzen einzuschätzen und Hinweise auf Bildungsangebote für die persönliche Weiterentwicklung zu erhalten. Bei der Initiative KMU DIGITAL13 geht es um den Aufbau digitaler Kompetenzen in kleinen und mittleren Unternehmen. Auch im Bereich der allgemeinen Bildung werden inzwischen zahlreiche Kurse zur Vermittlung von Medienkompetenz angeboten. Die österreichischen Bundesländer und Arbeiterkammern stellen viele Unterstützungsprogramme für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zum Erwerb digitaler Kompetenzen bereit, während die öffentliche Arbeitsverwaltung derartige Kurse für Arbeitslose anbietet.

Die Überwachung und Evaluierung der Erwachsenenbildung muss verbessert werden. Der Nationale Bildungsbericht 2018 befasst sich mit der Schulbildung und der beruflichen Erstausbildung, nicht jedoch mit der Erwachsenenbildung. Die Koordinierung mit anderen Politikbereichen sollte verstärkt werden.

9. Verweise:

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Cedefop ReferNet (2020), Austria: 2020 update of VET policy developments in the deliverables agreed in the 2015 Riga conclusions. Nicht veröffentlicht.

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Schmich, J. & Opriessnig, S. (Eds.) (2020). TALIS 2018: Band 2, Graz. https://www.bifie.at/wp-content/uploads/2020/03/TALIS-2018_Band2_Gesamt_final.pdf

Suchań, B., Höller, I. und Wallner-Paschon, C. (Eds.), (2019), PISA 2018: Grundkompetenzen am Ende der Pflichtschulzeit im internationalen Vergleich, Graz: Leykam. https://www.bifie.at/wp-content/uploads/2019/12/PISA2018_Erstbericht_final.pdf

Anhang I: Quellen Schlüsselindikatoren

Indikator Online-Datencode Eurostat:
Frühe Schul- und Ausbildungsabgänger edat_lfse_14 + edat_lfse_02
Tertiäre Bildungsabschlüsse edat_lfse_03 + edat_lfs_9912
Frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung educ_uoe_enra10
Schwache Leistungen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften OECD (PISA)
Beschäftigungsquote junger Absolvent/innen edat_lfse_24
Teilnahme Erwachsener am Lernen trng_lfse_03
Ausgaben des Staates für Bildung in Prozent des BIP gov_10a_exp
Ausgaben für öffentliche und private Bildungseinrichtungen pro Schüler/Studierenden educ_uoe_fini04
Lernmobilität:
- Mobile Hochschulabsolvent/innen aus dem Ausland
- Hochschulabsolventen und -absolventinnen mit studienbezogener Mobilität
DG EAC-Berechnung auf der Basis von Eurostat- / UIS- / OECD-Daten

Anhang II: Struktur des Bildungssystems

Quelle: Europäische Kommission/EACEA/Eurydice, 2020. Struktur der europäischen Bildungssysteme 2019/2020: Schematische Diagramme. Eurydice — Fakten und Zahlen. Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union.

Endnoten

1 Universität Wien, Studie zum Fernunterricht, Schwab, S. et al. (nicht veröffentlicht) In dieser Studie wurde festgestellt, dass 60 % der Lehrkräfte und 65 % der Schüler/innen die Situation als Belastung oder starke Belastung empfanden.

2 „Lernen unter Covid-19-Bedingungen“, www.lernencovod19.univie.ac.at.

3 Die Bewertung erfolgte sowohl auf der Grundlage des Prüfungsergebnisses als auch der durchschnittlichen Leistung des Schülers/der Schülerin während des gesamten Jahres.

4 „Bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan“.

5 37,2 % der Schüler/innen befinden sich im unteren Viertel des ECTS.

6 Nur in fünf EU-Ländern bestehen größere Unterschiede bei den Leseleistungen von Kindern, die zu Hause eine andere Sprache als die der formalen Bildung sprechen: LU (96), LT (70), LV (69), MT (63), SE (48).

7 http://www.dualeakademie.at/

8 https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2020_I_18/BGBLA_2020_I_18.pdfsig

9 https://oead.at/fileadmin/Dokumente/bildung.erasmusplus.at/Aktuelles/2019/20191121_4-nat_ECVET-Konferenz_HBB/S-Tritscher-Archan_ibw_HBB_in_AT.pdf

10 http://magazin.vhs.or.at/magazin/2019-2/269-winter-201920/editorial/regierungsprogramm-2020-2024/

11 https://uil.unesco.org/i/doc/lifelong-learning/policies/austria-strategie-zum-lebensbegleitenden-lernen-in-oesterreich-2020.pdf

12 https://www.fit4internet.at/

13 https://www.kmudigital.at/

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Klaus KOERNER

Klaus.KOERNER@ec.europa.eu
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